automatische Cocktailbar

 

Cocktails mixen macht zwar Spaß, aber noch mehr Spaß macht es wenn man versucht eine Maschine zu bauen die das automatisch macht.

Doch das ist nicht einfach. Denn...

- die Maschine muss die Zutaten möglichst exakt abmessen

  1. -sie darf nicht unendlich lang für ein Cocktail brauchen

  2. -alles muss sauber und lebensmittelecht verbaut sein

  3. -die Cocktails sollten nacher auch genießbar sein


Das schwierigste an der Sache war der erste Punkt. Wie soll die Maschine die Zutaten überhaupt abmessen ? Mein erster Gedanke war, die Zutaten mit kleinen Pumpen aus den Vorratsbehältern zu pumpen. Das Problem dabei: Die Pumpen müssen erstmal lebensmittelecht sein (also kein Öl usw.). Und selbst wenn sie das sind ist das Ganze eine rießige Sauerei, denn vor allem bei stark zuckerhaltigen Zutaten verkleben die Pumpen nach kurzer Zeit und lassen sich nur schwer säubern. Und außerdem sind Pumpen schweineteuer.

Nachdem ich mir auf der Suche nach einer Lösung  ziemlich das Hirn verrenkt hatte, hatte ich schließlich die Idee, die Zutaten per Druckluft aus den Zutatengefäßen zu pressen. Der Vorteil dabei: Die Zutaten kommen nur mit den Kunststoffschläuchen in Berührung, dadurch bleibt alles recht sauber und hygienisch.

Soweit die Theorie, in der Praxis musste sich diese Methode erst durch ein paar Tests beweisen. Der Testaufbau ist wie immer chaotisch, aber hauptsache das Ganze funktioniert:

Als Kompressor dient ein alter (FCKW freier) Kühlschrankkompressor:

Um die Druckluft zu schalten kommt ein Magnetventil aus einer Waschmaschine zum Einsatz. Zwar sind diese Ventile eigentlich nicht für Druckluft geeignet, aber aus Kostengründen konnte ich keinen Druckluftventile verwenden:

Als Zutatenbehälter dient ein Aponormglas aus der Apotheke. Wenn der Druck im Glas ansteigt wird die Flüssigkeit durch einen Schlauch herausgepresst:

Zusammen mit einem Microchip schaltet das Ventil nun für die programmierte Zeit ein und dann wieder aus. Die Menge an Flüssigkeit, die ausgegeben wird, kann einfach durch die Einschaltzeit bestimmt werden, je länger das Ventil offen ist, desto mehr Luft kommt in das Glas und desto mehr Flüssigkeit wird herausgepresst. Ich habe einfach solange mit verschiedenen Zeiten herumprobiert bis die Apparatur schließlich auf Knopfdruck 10ml Wasser ausgab. Viermal hintereinander aufgerufen und schon kommen 40ml Wasser raus:

Gesteuert wird die ganze Maschine wie immer von einem Microchip (PIC 16f874a), die Bedienung erfolgt über drei Taster und ein Display. Auf dem Steckbrett funktionierte das schonmal ganz gut:

Die Maschine kann sowohl Alkoholhaltige als auch Alkoholfreie Cocktails mixen, insgesamt 14 Stück.

Aber das Mixen allein war mir noch nicht genug, die Maschine sollte ja was besonderes werden. Und deshalb wollte ich, dass die Maschine zusätzlich sprechen kann. Das hört sich komplizierter an als es ist: Ich habe am Computer einige Meldungen erstellt, die die Maschine aussprechen soll („Ihr Cocktail wird gemixt“ usw.). Ein alter CD-Player, ein wenig zusätzlicher Programmieraufwand und ein alter PC Lautsprecher und fertig ist die Sprachausgabe.

Als nächstes machte ich mir Gedanken über das Gehäuse der Maschine. Im Gegensatz zu meinen meisten anderen Basteleien sollte die Cocktailmaschine nicht nur funktionieren sondern auch optisch was her machen, um vielleicht auch in unserem  Wohnzimmer Einzug zu erhalten.

Aufgebaut ist mehr oder weniger alles aus Holz. Damit die Maschine am Ende sind so eckig und globig aussieht habe ich mir für eine runde Form entschlossen. Die Ventile sind alle auf ein Brett geschraubt und mit der guten alten Gardenatechnik „verschlaucht“. Ganz rechts findet der Kompressor seinen Platz, in der Mitte die Elektronik. Vorne die Relaisplatine für die Ventile und den Kompressor und in der Mitte die Platine mit Logikkram:

Damit war der gröbste Teil der Maschine schonmal fertig und ich konnte mich an das „Oberdeck“ machen. Es hat die gleiche Größe und Form wie die Grundplatte und die Zutatenbehälter stehen am Rand entlang. In die Deckel habe ich je zwei Löcher gebohrt, eines für den Druckluftschlauch und eines für den Schlauch der die Zutaten herausbefördert. Damit später alles dicht ist habe ich die Schläuche mit Kabelverschraubungen fixiert:

Das Display und die Taster für die Bedienung:

So sieht die Maschine dann im Ganzen aus:

Schließlich habe ich dann noch die fehlenden Schläuche eingebaut, so sieht die Maschine recht futuristisch aus:

Im Inneren der Maschine herrscht nun komplettes Chaos, überall sind Kabel und Schläuche:

Der CD-Player für die Sprachausgabe ist hochkant an den einzigen noch freien Fleck geklebt:

Der Bau der Maschine war hiermit vollendet. Ich habe eigentlich alles erreicht was ich von der Maschine haben wollte, nur bei einem Punkt versagt die Maschine: die Schnelligkeit, bis jetzt muss man immer fast 2 Minuten auf den Cocktail warten. Aber ich arbeite daran die Maschine schneller zu machen.


Damit ihr euch ein besseres Bild von der Maschine machen könnt gibt es HIER noch ein kleines Video.

Guten Appetit !

Um der Maschine noch den letzten Schliff zu geben habe ich sie zum Schluss noch mit einem Stück Linoleum umgeben. Hier die fertige Cocktailmixmaschine, schon mit den Zutaten befüllt:

So, seit langer Zeit gibt es hier mal wieder ein Update.

Das Projekt liegt nun seit gut einem Jahr zurück und pünktlich zu Weihachten 2009, also gut ein Jahr später, habe ich das Projekt nochmal rausgekramt und eine neue, 2. Version der Cocktailbar entworfen. Wesentliche Verbesserungspunkte waren vorallem:

  1. -Die Maschine schneller machen

  2. -Die Dosierung exakter machen

  3. -Die Verwendung der Originalflaschen und die damit verbundene Vereinfachung der Bedienung


Das Grundprinzip der neuen Maschine hatte ich nach einigen Tagen Grübeln relativ genau im Kopf: Über mehrere 10ml-Spritzen (eine für jede Zutat) sollten die Zutaten direkt aus den Originalflaschen ins Cocktailglas „gepumpt“ werden. Das hat den großen Vorteil dass die Dosierung sehr genau ist.


Als erstes ging es dann natürlich darum, die Spritzen irgendwie per Microchip aufzuziehen bzw. reinzudrücken. Das erledigt ein Pneumatikzylinder vom Schrottplatz. Die Spritzen sind kreisförmig in einer Pressspahnplatte befestigt:

Zusammen mit ein paar Magnetventilen lassen sich die Spritzen mit dieser Konstruktion schonmal recht gut steuern. Doch die Spritzen allein sind relativ nutzlos, denn das Ganze soll ja als Pumpe wirken. Also wenn die Spritzen aufgezogen werden, sollen sie aus den Vorratsflaschen ansaugen, beim herausdrücken sollen die Flüssigkeiten aber natürlich nicht wieder zurück in die Flaschen sondern ins Cocktailglas befördert werden. Damit das möglich ist braucht jede Spritze 2 Rückschlagventile. Richtig zusammengebaut ergibt das dann 12 „Minipumpen“, die bei jedem Hub genau 1cl Flüssigkeit befördern. Da die Spritzen aus dem Medizinischen Bedarf sind, sind sie mit dem tollen „Luer-Lock“-System ausgetattet. Dieses System erlaubt es, ganz einfach Schläuche, Verteiler und auch Ventile unkompliziert zusammenstecken zu können. Nach einiger Recherche stieß ich dabei auf diese Rückschlagventile: http://www.medisales.de/top/is.top?action=display:de/doc/detail.html&shdl=127.0.0.1:16387:11636:3&doc-key=90001%2d26493&set=kat&search_string_1=

Ich konnte es am Anfang auch nicht glauben, aber 100 solche Ventile kosten tatsächlich nur 1,13€ ! Für die Cocktailbar also mehr als ausreichend.

Als Verbindungleitungen benutze ich sog. „Heidelberger Verlängerungen“. Die kosten nicht viel und besitzen auch das Luer-Lock System, sodass man alles ganz einfach zusammenstecken kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle diese medizinischen Artikel automatisch völlig steril sind.

Das nächste Problem war: Mit den Rückschlagventilen und den Spritzen lassen sich Flüssigkeiten zwar optimal von A nach B pumpen, aber man kann noch nicht wählen, welche Flüssigeit gepumpt, bzw. nicht gepumpt werden soll. Denn für ein Cocktail muss man natürlich auswählen können, welche Zutat man im  Glas haben will, und welche nicht.

Die Lösung des Problems: 3-Wege-Hähne, die von kleinen Modellbauservos gesteuert werden und entweder eine Zutat „zuschalten“, oder eben nicht, dann wird nur Luft angesaugt:

Luft wird angesaugt

Vorrats-behälter

Auf diese Weise kann man auswählen, welche Zutaten ins Glas sollen, und welche nicht.

Auch die 3-Wege-Hähne sind wieder aus dem Infusionsbedarf, wodurch sie sich auch wieder ganz einfach in  das Luer-Lock-System eingliedern lassen.

Als Servos verwendete ich wegen Geldmangel die billigsten China-Servos, die ich auftreiben konnte. Die Hähne sind dann einfach auf die Servos „aufgeflanscht“. Langsam wurde es im Gehäuse eng, deshalb hängen die Servos von allen Ecken und Enden, wo eben noch Platz frei war:

Der Servos können recht einfach angesteuert werden, indem man ein PWM Signal mit 1-2ms ON und 20ms OFF Time erzeugt. Jenachdem wie lang die Ontime ist ergibt sich dann der Drehwinkel. Den ganzen Kram erledigt der Microchip, für jede Zutat ist eine eigene Subroutine eingespeichert. So kann man später im Programm einfach „call Tequila_open“ schreiben und es wird das Tequilaventil geöffnet.


Als nächstes ging es an das „Oberdeck“. Da befinden sich die 12 Spritzen, sodass man der Maschine beim Mixen zusehen kann. Außerdem stehen die Originalflaschen auf der Maschine, so sieht man gleich wo die Zutaten eigentlich herkommen:

Der Abfüllstutzen im „Edelstahllook“ besteht aus einem alten Staubsaugerrohr, welches krumm abgesägt und dann mit viel Heißkleber in Form gehalten wird. Damit man von der Misere nichts mitbekommt sind an den Ecken noch kleine Schrumpfschlauchstreifen angebracht.

Im Bauch der Maschine herrscht natürlich wie immer ein unglaubliches Chaos:

Zum Schluss bekommt die Maschine wieder die Abdeckung aus Linoleum.

So sieht das Ganze dann im fertigen Zustand aus:

Zum Schluss gibt‘s natürlich auch noch ein Video von der Maschine im Betrieb:

Projekte.html